Mit dem Koryphäenkiller versucht Overbeck, eine schwere
narzißtische Neurose mit Borderline-Anteilen und multiplen
Somatisierungen (so die wissenschaftliche Diagnose) durch eine
Fallnovelle (Fallroman) lebendig werden zu lassen. Er versucht
dies nicht nur durch Verdichtung seiner klinischen Erfahrungen
darzustellen, sondern auch mit explizit psychoanalytischen Mitteln.
Das heißt, es wird assoziiert und geträumt, es werden
innere Monologe abgehalten, äußere Dialoge entgleisen,
es wird agiert und gegenagiert. "Die kleine und große
Psychopathologie des Alltagslebens" entfaltet sich, zum Teil
surrealistisch verzerrt und satirisch überzeichnet. Die
Krankengeschichte wird zur Form, in der Lebensgeschichte erzählt
und in Szene(n) gesetzt wird.
In der Figur des K. und seiner Beziehung zu seinem Analytiker
G. wird jedoch nicht nur das neurotische Einzelschicksal eines
Patienten erzählt. Eingebunden in die Dynamik eines Vater-Sohn-Konflikts
entwickelt sich die Gedanken- und Beziehungswelt einer Männergeneration,
die unauflösbar mit der politischen Geschichte ihrer Väter
verbunden ist.