Die Frage nach Begründung und Funktion des Rechtes und dessen
Verhältnis zu Gerechtigkeit ist gegenwärtig zu einem
Thema geworden, das nicht allein Juristen und Rechtshistoriker
beschäftigt, sondern immer stärker ins Zentrum generell
philosophisch-geisteswissenschaftlicher Überlegungen rückt.
Jacques Derrida geht im vorliegenden Text auf das Verhältnis
von Dekonstruktivismus zu Recht und Gerechtigkeit ein. Kann der
Begriff der Gerechtigkeit in dessen Diskurs, der ja jede feststehende
Opposition aufzulösen sucht, überhaupt eine Rolle spielen,
können die Dekonstruktivisten den Begriffen Recht und Gerechtigkeit
sozusagen gerecht werden? Ist nicht vielmehr dieses Analyseverfahren
von jedem Diskurs über Gerechtigkeit ausgeschlossen? Jacques
Derrida, und dies macht sein Buch für die deutsche Tradition
besonders interessant, versucht diese Fragen zu lösen anhand
einer Lektüre von Walter Benjamins Zur Kritik der Gewalt.
Er leistet damit einen substantiellen Beitrag zu den aktuellen
rechtsphilosophischen Fragen und weist zugleich Möglichkeit,
Notwendigkeit und Gerechtigkeit einer dekonstruktivistischen Lektüre
nach.
Es ist ungeheuer spannend, zu sehen und zu lesen, wie Derrida
ganz allmählich sich in den Text von Benjamin hineinverwebt
und über ein ebenso behutsames wie beharrliches Fragen
einen alten Text für eine heutige Frage gewissermaßen
verflüssigt.« die tageszeitung