Dieser Teilband behandelt die sogenannte Blütezeit der höfischen Literatur (ca. 1160-1230), eine Zeit der intensivsten literarischen Tätigkeit, die Werke hervorbrachte, deren Größe ihnen im Mittelalter einen langen Nachhall sicherte und vielfach - z.B. Tristan, Parzival, Gregorius, Nibelungenlied - eine rege Rezeption, teilweise eine aktive dichterische, bis in die Neuzeit hinein. Der Genuß dieser Werke der Blütezeit als Literatur fordert selbst heute nur minimale historische Kenntnisse. Neu in dieser Zeit war der Anfang und Fortgang der romanisierenden, europäisierenden Verwestlichung der deutschen höfischen Literatur und Sprache. Neu ist auch die Geburt bzw. das erste schriftliche Auftreten in deutscher Sprache von wichtigen Gattungen und Literaturtypen, z.B. die Lyrik, der höfische Roman, das Heldenepos. Wie in den anderen Teilbänden werden als Modelle die Höfe von zwei der wenigen Auftraggeber besprochen, deren literarisches Interesse erkundbar ist, um einen - skizzenhaften - Eindruck von der Literaturproduktion der Zeit zu gewinnen. Es sind die beiden bedeutendsten der Zeit, die Höfe des Landgrafen Hermann von Thüringen und des Bischofs von Passau, Wolfger von Erla, der später Patriarch von Aquileja wurde. Das Niveau der in Frage kommenden Dichtungen fordert, daß neben Fragen der Quellen, der handschriftlichen Überlieferung und der Chronologie literarische Erwägungen und Faktoren die prominenteste Stelle einnehmen.