Dieter Hall porträtiert den auf sich zurückgeworfenen Menschen, Ecce Homo. Ohne soziale Attribute, oft nackt, gleichsam in splendid isolation sucht er im Körperbild des anderen - meist Männer - das Gemeinsame des blossen Daseins: A Naked Chair, so der Titel der Publikation. Mit demselben Blick schaut er auf Dinge, Gegenstände, Gärten oder Landschaften. Seine Stillleben erinnernd an Bonnard und Matisse - ein Blick auf ein Glas, eine Blume, einen StuhI -, sind immer arrangiert. Immer wieder Stühle, leer und stellvertretend, sie wirken oft wie ein stilles Echo der Isolation und der Vergänglichkeit, verstärkt durch den dunklen Schatten der Aids-Epidemie, der sich in Halls New Yorker Zeit über sein Leben und Werk legte. Nicht im klassischen Sinne referenziell, reagiert Hall doch auf die Werke anderer Kunstschaffenden, darunter die für ihren psychologischen Realismus geschätzte Malerin Alice Neel oder Fotografen wie David Armstrong und Peter Hujar. Mit Letzterem war er befreundet, verkehrte in derselben Szene - bis zu dessen frühem Tod an Aids. Fotografie nimmt in Halls Werk eine zentrale Rolle ein - jedoch niemals als Selbstzweck. Sie hilft ihm vielmehr bei der Bildkomposition. So wählt er Details aus - einen Fuss, eine Hand -, die er ins Malerische übersetzt, wobei eine völlige Neuerfindung der dargestellten Person stattfindet. Von Isolation wie von einem tiefen Bedürfnis nach Verbindung erzählend, zeichnen sich die Werke besonders durch eines aus: radikale Intimität.