Vor rund 300 Jahren trafen schier unglaubliche Nachrichten in den deutschen Staaten ein: Im von den Österreichern besetzten Serbien standen Tote aus ihren Gräbern auf um den Lebendigen nachzustellen und ihnen bis auf den Tod das Blut auszusaugen - diese wurden dann selbst wiederum zu "Vampiren", wie die Einheimischen jene dämonischen Wesen nannten. Von militärbehördlichen Stellen untersucht, kam man nicht weniger als zu dem Schluß, daß diese Vorgänge tatsächlich real seien: Die verdächtigen Leichname wurden exhumiert, und nach Feststellung der "vampirischen Merkmale" exekutiert... Ein akademischer Streit, vornehmlich an deutschen Universitäten entbrannte über diesen Gegenstand; der blutsaugende Untote wurde bekannt in allen Gesellschaftschichten und fand schließlich in der Romantik seinen Eingang auch in die Literatur und Musik. Heute ist der Vampir aus Buch und Film nicht mehr wegzudenken: Grausames Ungeheuer, zweifelnder Melancholiker, charmanter Gentleman - was ist er nicht alles geworden? Der Vampir als Spiegel unserer selbst? Und in der Tat: Was wäre das für eine Welt ohne Vampire?
Das vorliegende Werk nun befaßt sich vornehmlich mit den historisch dokumentierten Fällen von "echtem Vampirismus" ebenso wie mit den Aussagen der wissenschaftlichen Kontroverse im Laufe der Jahrhunderte darüber; es wird der Ursprung der Vampire und ihrer Verwandten, der Lamien, Empusen, Wiedergänger und Nachzehrer ergründet, ferner auch die literarisch-filmische Verwertung des Vampirs behandelt. Das Buch stützt sich daher in großen Teilen auf originale Dokumente, und ist so, in diesem Sinne, auch eine kommentierte, chronologisch geordnete Quellensammlung, in welcher die maßgeblichsten erhaltenen handschriftlichen Zeugnisse und Drucke aus vier Jahrhunderten zu diesem Thema enthalten sind.