Eine neue, mutige literarische Stimme:
»Wer immer schon im Licht ist / kann sich nicht aussetzen«.
Text und Leben sind in den Gedichten Nasima Sophia Razizadehs nicht voneinander trennbar, und doch zieht sich zwischen den beiden eine flüssige Grenze. Die Freiheit, die es ermöglicht, vom einen ins andere zu fliehen, ist eine grenzenlose. In dieser Grenzenlosigkeit mäandern und fließen die Texte, immer wieder mündend in die Sprache selbst - »Die Zunge ist vogelfrei«, wie es in einem der Gedichte heißt. Die Motivik ist sprach-verwurzelter, sprach-durchwobener Natur, folgt sinnlich-stilistischen Chimären und thematischen Luftspiegelungen, legt und verwischt Spuren, die auf Körper verweisen, und reicht von der Pflanzen- und Tierwelt hin bis zur griechischen Antike - verbunden durch den Faden der Arachne, nicht der Ariadne, und immer auf der Suche nach der Freisetzung.
STELLUNGSSPIEL
Ich sehe dich,
wie du, wie stellvertretend für mich,
deinen Körper bewegst, wie du
tanzt, die Augen geschlossen,
ekstatisch, träumend,
ohne zu wissen, dass deine Bewegungen
stets bloß meine sind.
Ich sehe dich,
wie unwirklich,
wie fern, wie eins, wie einsam wir waren,
und verdichte die Defensive
abermals.