Was ist eine »Zeitenwende«? Ein Ereignis, verdichtet in einem historischen Moment oder verteilt über eine gewisse Zeitspanne, das zu einer fundamentalen Veränderung der Lebensverhältnisse führt - in positiver oder negativer Hinsicht. Ist die vom Bundeskanzler propagierte, dramatisch klingende Veränderung infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bereits eingetreten oder steht sie uns erst noch bevor? Was noch mehr Sorgen bereiten müsste: Liegt sie vielleicht schon einige Jahre zurück? Haben die Deutschen als »Schlafwandler« eines neuen Typs die Warnzeichen übersehen, die es schon seit über 10 Jahren gab? Wie tief ist also der historische Einschnitt, der für jedermann sichtbar im Februar 2022 in der europäischen Politik eingetreten ist? Kann sich die weltpolitische Lage noch weiter verschärfen? Und wenn ja, wie weit muss man in der Geschichte zurückgehen, um auf einen vergleichbaren welthistorischen Moment zu stoßen? Thies findet ihn am Pruth, einem Grenzfluss zwischen Rumänien und der Ukraine.
Thies begibt sich danach auf eine politisch-historische Reise durch Deutschland. Er beobachtet ein Land, das auf vielen Gebieten unangenehme Entscheidungen vor sich herschiebt, und wenn sie unvermeidlich werden, hektisch reagiert. Neu ist dieses Verhalten nicht, es zieht sich durch die Geschichte der Nation.
Eine wichtige Entscheidung, die innenpolitisch lange umstritten war, ist mit der »Zeitenwende« bereits gefallen. Deutschland ist der »Normandie-Koalition« beigetreten, die Europa vor 80 Jahren vom Nationalsozialismus befreite. Aber nun warten in der Innenpolitik vergleichbare Herausforderungen, an erster Stelle die Bildungspolitik. Sie muss endlich Gestalt und Tempo aufnehmen, um mit den bereits eingetretenen gesellschaftlichen Veränderungen infolge von Einwanderung und Migration Schritt zu halten. Entscheidend ist dabei, dass Deutschland - wie in der Klimafrage - europakompatibel bleibt.