Girolamo Cardano (1501¿1576) war einer der großen Universalgelehrten der Renaissance, er hat zahllose Bücher über Mathematik, Astronomie, Philosophie, Geschichte, über den Tod, über Spieltheorie, Mechanik, Traumdeutung, Astrologie und Medizin verfasst. Nach ihm ist die Kardanwelle benannt, in der Mathematik hat er Wegweisendes geleistet. Er war in ganz Europa berühmt als Arzt und Gelehrter.
Cardanos Autobiografie unterscheidet sich von den meisten anderen, der chronologische Teil ist sehr kurz, der größte Teil ist thematisch gegliedert: Es geht um Gesundheit, Aussehen, Feindschaften, um seine Erfindungen, Fehler und Schwächen, um Schicksalsschläge und Erfolge. Dabei reichen seine Mitteilungen von den profansten Dingen bis zu tiefsten Erkenntnissen über das menschliche Leben. Cardano ist konsequent subjektiv und schonungslos offen. Hier zieht ein großer Naturphilosoph aus dem Geiste der Renaissance das Resümee seines Lebens.
Auf Deutsch lag bisher nur ein einziges von Cardanos Werken vor, nämlich diese Autobiografie. Der Originaltitel lautet »De Vita Propria« (wörtl.: »Vom eigenen Leben«). Die deutsche Ausgabe, 1914 übersetzt und herausgegeben von Hermann Hefele, trägt den Titel »Des Girolamo Cardano von Mailand (Bürgers von Bologna) eigene Lebensbeschreibung« und bildet die nur minimal veränderte Grundlage der vorliegenden Ausgabe. Der Titel »Leben des Girolamo Cardano von ihm selbst geschrieben« wurde gewählt in Anlehnung an die andere große Autobiografie der Renaissance, das von Goethe übersetzte Leben des Benvenuto Cellini von ihm selbst geschrieben.
Inzwischen liegt auch das Hauptwerk Cardanos auf Deutsch vor: De Subtilitate. Von der Feinheit der Welt und des Denkens (Regenbrecht Verlag 2023), nach Cardanos Aussage die »vollständige Darstellung des gesamten Universums in einem Band«.