Schon der erste Satz in Wolf Wondratscheks neuem Buch widerlegt die Annahme, beide Dichter seien tot. Sind sie nicht! Sie leben, und das auf dem Land irgendwo in Italien, im Haus einer Frau, die weder lesen noch schreiben, dafür aber sehr gut kochen kann. Endlich Ruhe! Endlich ein Leben ohne Ruhm, allem Denken und Erklären entkommen! Bis sie eines Tages auffliegen, festgenommen und verhört werden. Die Nachricht schlägt weltweit ein wie eine Bombe. Mit angeblich Toten aber ist nicht zu spaßen. Soll die Welt sehen, wie sie mit Wundern klarkommt. Homer und Dante, die Jahrhunderte auf dem Buckel haben, nehmen alles gelassen. Sie telefonieren mit Shakespeare, werfen Katzen in die Luft, spielen Klavier und bauen weiter an ihrem Vermächtnis, dem "Haus des Schweigens".
Sie soll schöne Zähne gehabt haben, die kleine Capuleti, und ihre Haare nur hinter verschlossenen Türen gekämmt haben. Sie durfte keinen Gruß, den man ihr entbot, erwidern. Wer sie ansprach, hatte kein langes Leben. Noch heute erzählt man sich von einem Fußkettchen, das sie trug, aber niemand je gesehen hat. So war vieles erfunden, wie es den Gedanken, die man sich über sie machte, entsprach.