Das 100. Gründungsjubiläum 2007 ist Anlass, eine der bisher vernachlässigten Perioden des Deutschen Werkbunds, die beiden Jahrzehnten nach 1945, näher zu untersuchen. Nach seiner Auflösung im "Dritten Reich" formierte sich der Werkbund in den ersten Nachkriegsjahren neu und löste heftige Diskussionen über Sinn und Ausrichtung einer zeitgemäßen Formgestaltung aus. Mit großer moralischer Verve wurde der Zusammenhang zwischen guter Architektur bzw. Produktgestaltung und dem Geist der Modernisierung beschworen. Gelungene Formgebung war Metapher für gute Lebensgestaltung und eine intakte Gesellschaft.
Die reich bebilderte Publikation begleitet die Ausstellung über fünf Werkbundmitglieder, die in Wuppertal, in einem Fall in Remscheid, geboren sind oder dort langjährig gearbeitet haben: den Direktor der Werkkunstschule Wuppertal, Jupp Ernst, die Maler und Kunstpädagogen Max Burchartz und Werner Graeff sowie die Architekten und "Designer" Heinz Rasch und Hans Schwippert.
Um die Leistungen des Werkbundes zu untersuchen, die auf ein "gutes Leben" zielten und nicht nur auf die Gute Form, waren dreizehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am 1. und 2. Juli 2006 zu einem Symposium der Bergischen Universität nach Wuppertal gekommen: dazu zählten Architektur-, Design- und Fotohistoriker, Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler. Der vorliegende Band versammelt deren Beiträge und ergänzt sie um einige mehr, um die Zeitphase zwischen 1945 und dem einsetzenden Generationskonflikt Ende der 1960er Jahre und seiner Infragestellung moderner Grundsätze zu untersuchen.