Ein engagierter Mahnruf in einer Zeit, in der Interventionen im Namen von Demokratie und Menschenrechten wieder ins Zentrum der Weltpolitik rücken:
Europa und die von europäischer Kultur geprägten westlichen Mächte gehen seit jeher von der globalen Geltung ihrer Grundsätze und Regeln aus. Sie betrachten es als ihr selbstverständliches Recht, in anderen Regionen der Welt zu intervenieren und den dort lebenden Menschen ? notfalls auch mit Gewalt ? ein Leben nach den Maßstäben der abendländischen Kultur zu vermitteln. War es
seinerzeit eine gottgefällige Christianisierung, die dem europäischen missionarischen Eifer als Deckmantel diente, ist es in unserer Zeit der Anspruch, Demokratie und Menschenrechte zu verbreiten.
Ein heute ebenso fragwürdiges Unterfangen wie im Mittelalter, findet Immanuel Wallerstein, da es letztlich immer nur darum geht, schwachen Ländern einen fremden Willen aufzuzwingen. Einer global agierenden Politik, die hehre Überzeugungen benutzt, um machtpolitisch handfeste wirtschaftliche Interessen durchzusetzen, stellt er überzeugend seine Vorstellung einer nur im weltweiten
Zusammenwirken zu erreichenden friedlichen Entwicklung entgegen.