Die Frage ist nicht, ob es Gott gibt. Die Frage ist, ob Gott vertrauenswürdig ist. Sie beschäftigte Ulrich Knellwolf in vierzig Jahren theologischer Arbeit als Pfarrer. Denn Glaube heisst für ihn: Vertrauen aufgrund von Geschichten und von gemachten Erfahrungen. Wenn wir aber die Erfahrung einer heillosen Welt machen - warum sollten wir ausgerechnet Gott als Schöpfer dieser Welt vertrauen?
Ulrich Knellwolfs «Stückwerk» ist ein theologisches wie intellektuelles Vergnügen. Er treibt Theologie, indem er auf Geschichten besteht: eigenen, fremden und biblischen, die er mit seinen langjährigen Lektüren verbindet. Knellwolf liest die Erzählung von Abraham mit Freud, die Geschichte vom blinden Bartimäus mit Platon, das Liebesgebot mit Jeremias Gotthelfs «Käserei in der Vehfreude». Er liest das Markusevangelium als narrative Oppositionsschrift gegen die Theologie von Paulus und dessen Sünden- und Gnadenlehre. Ulrich Knellwolf erhebt Einspruch gegen eine Theologie, die den Menschen für schuldig erklären muss, damit nicht Gott in Verdacht gerät, ein Bösewicht zu sein. Mit Abraham, Hiob und nicht zuletzt mit Jesus und seinem Schrei am Kreuz besteht er darauf, dass es anders gedacht war und anders werden muss. In dicht miteinander verwobenen Essays skizziert er eine Theologie der Legitimierung Gottes und der Menschen. Eine Theologie in Stücken - denn wir sind erst unterwegs zur vollendeten Schöpfung.