In Morton Feldmans Musik gibt es weder Unerwartetes noch Vorhersehbares und nur eine Dimension der
Zeit: die Gegenwart. Sämtliche musikalische Ereignisse verweisen ausschließlich auf sich selbst.
Feldmans Musik besteht aus Klängen und Mustern verschiedener Dichte, Ausdehnung und Farbe, die sich
zwar berühren, im Wesentlichen aber doch als voneinander unterschieden gehört und erlebt werden.
Es überrascht nicht, wenn Feldman die Sprache sogar aus seiner Vokalmusik verbannt. Der Chor ist als
Ensemble von Stimmen eine quasi instrumentale Formation. In "For Stephan Wolpe" beispielsweise
kontrastieren die Chorpassagen mit denen zweier Vibraphone, die ihre Einschübe wie schwebende Fäden
in die Klangflächen des Chores einweben, sich mit diesen aber nie verbinden und sie allenfalls über
ihren Nachhall sachte berühren.
Mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart singt unter der Leitung von Rupert Huber ein auf dem Feld der
Neuen Musik international gefragtes Ensemble, das meisterlich dem Vibrieren der Musik Feldmans
zwischen Klarheit und diffusem Verhangensein Ausdruck verleiht.