Unsere gemeinsame Welt wird zerrissen von religiösen und weltanschaulichen Gegensätzen. Eine verbindende, globale Ethik gibt es erst in zaghaften Ansätzen. Die Religionen sind ebenso eine Quelle für positive Werte wie für immer neuen Streit. Dieses Buch sucht nach einer gemeinsamen Grundlage für eine säkulare Ethik - also eine Ethik, zwar im Gespräch mit Religion und Wissenschaft, aber ohne Bindung an vorausgesetzte Glaubensvorstellungen. Sie knüpft an die westliche Philosophie an und entwickelt aus der buddhistischen Überlieferung eine Ethik ohne Dogma. Der Buddhismus spielt hierin eine besondere Rolle: Seine Philosophie stützt sich nicht auf Glauben, sondern auf klare Erkenntnis. Im Zentrum steht eine allgemein-menschliche Erfahrung: Die gegenseitige Abhängigkeit aller Dinge. Diese Tatsache bildet die Grundlage für die hier entwickelte Mitgefühlsethik.
Ein gemeinsamer Ausgangspunkt für eine säkulare Ethik lässt sich finden, wenn dogmatische Vorstellungen in Religion, Wissenschaft und Philosophie erkannt und als private Überzeugung zwar toleriert, bei ethischen Argumenten aber ausgeklammert bleiben. Auch der Buddhismus kann erst dann eine Grundlage für die säkulare Ethik bieten, wenn einige seiner tradierten Vorstellungen kritisch überprüft werden. Besonders die Karmalehre bedarf hier einer Reform. Die hier vorgestellte Ethik weist schließlich auch über den weltlich-säkularen Inhalt hinaus: Durch eine grundlegende Theorie des Bewusstseins und den Versuch einer Antwort auf "letzte Fragen" nach einer universellen Gerechtigkeit und ein Leben nach dem Tod.