Die Universität Miséricorde (Bauzeit 1937- 1941) ist ein eigensinniges Gebäude, das in seiner ambivalenten Erscheinung zwischen Tradition und Moderne gleichermassen fasziniert und irritiert. Die Architektur versucht die Balance zwischen einer klassizistischen Tektonik und einer modernen Volumetrie. Die Ambivalenz drückt sich nicht nur in der Erscheinung der Gesamtanlage, sondern auch in den einzelnen Bauteilen, Räumen und Formen und sogar in der technischen Ausführung und der Ausstattung aus. Der junge Architekt Denis Honegger (1907-1981), der für den Entwurf verantwortlich zeichnete und sich mit Leidenschaft bis in die kleinsten Details um die Ausführung kümmerte, war sich dieser Ambivalenz durchaus bewusst. Er liess die architektonischen Grundsätze seiner beiden Lehrmeister, des modernen Klassizisten Auguste Perret und des modernen Avantgardisten Le Corbusier, einfliessen und wagte damit einen schwierigen Spagat. Seine herausragende Leistung ist es, ihre beiden entschieden konträren Konzepte in eine originale Synthese zu giessen.
Der Reprint der vergriffenen Baupublikation von 1941 wird um einen Textteil zur Architektur und den Ingenieurarbeiten ergänzt, ein dritter Teil vervollständigt die zweisprachige Publikation durch aktuelle Fotografien. Die Festschrift ist mit Plänen und Abbildungen ausführlich dokumentiert und erläutert die Architektur von Denis Honegger und Fernand Dumas, die Baustatik von Alexandre Sarrasin, Henri Gicot, Beda Hefti und Jean Barras und die innovativen Beiträge zu Akustik, Beleuchtung, Gebäudetechnik und Kunst am Bau.