Der russische Ingenieur und Autor Evgenij Samjatin (1884-1937) schloss sich bereits früh den Bolschewiki an und beteiligte sich an der Oktoberrevolution. In seiner 1920 veröffentlichten Antiutopie »Wir« schilderte er eine totalitäre Zukunftsgesellschaft, die jede Form von Individualität radikal unterdrückt. Die offenkundige Kritik an den Zuständen in der jungen Sowjetunion führte zu einem Schreibverbot; 1931 emigrierte er nach Frankreich.
Die Neuübersetzung dieses klassischen Romans durch Josef Meinolf Opfermann macht nachvollziehbar, dass Samjatin nicht nur spätere Dystopien wie Orwells »1984« oder »Schöne neue Welt« von Aldous Huxley um Jahrzehnte vorwegnahm, sondern mit seinem eigentümlichen Stil aus mathematisch-technischer Fachsprache und expressionistischer Metaphorik zu den großen Avantgardisten des frühen 20. Jahrhunderts zählt.