Die Lebensgeschichte Sophie Mereaus (1770-1806) zählt zu den bemerkenswertesten weiblichen Biografien der deutschen Romantik. Sie ist die erste Frau im Herzogtum Sachsen-Weimar, die eine Scheidung erringt, als Berufsschriftstellerin schafft sie es, den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter alleine zu bestreiten, und sie wird zum gefeierten Star in der von Männern dominierten deutschen Literaturszene des 18. Jahrhunderts. In ihrem Haus in Jena gehen die großen Dichter und Denker ein und aus, Schiller zählt zu ihrer engsten Freunden und eifrigsten Förderern. Dass sie ihre hart erkämpfte Unabhängigkeit und Freiheitsliebe schließlich für ihren zweiten Ehemann, den berühmten Clemens Brentano, wieder aufgibt, empfinden viele als tragischen Fehler.
Teile ihrer spannenden und abwechslungsreichen Lebensgeschichte verarbeitet Sophie Mereau in der Erzählung ¿Marie¿ (1798). Ebenso wie Mereau selbst, ist die Hauptfigur hin- und hergerissen zwischen Verstand und Gefühl und kämpft dafür, ihre romantischen Gefühle und den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben und geistiger Unabhängigkeit miteinander in Einklang zu bringen.