Der Amerikaner Harry Nelson Pillsbury (1872-1906) war einer der stärksten und zugleich außergewöhnlichsten Schachspieler seiner Zeit. Seinen größten Erfolg erreichte er bereits bei der Teilnahme an seinem ersten internationalen Turnier in dem englischen Ort Hastings im Jahre 1895. Es war eines der am stärksten besetzten Turniere aller Zeiten, denn damals war dort die komplette Weltspitze versammelt. Dem bis dahin weitgehend unbekannten Pillsbury gelang ein sensationeller Überraschungssieg, bei dem er den amtierenden Weltmeister Lasker, dessen Vorgänger Steinitz und u.a. die Meisterspieler Blackburne, Gunsberg, Janowski, Schlechter, Tarrasch und Tschigorin hinter sich lassen konnte. Es folgten weitere schöne Turniererfolge, welche kurzzeitig sogar Erwartungen an einen Weltmeisterschaftskampf für Pillsbury aufkommen ließen, doch zu einem Duell um die Schachkrone sollte es für ihn - auch aus gesundheitlichen Gründen - niemals kommen.
Pillsbury ist der Schachwelt aber auch wegen seiner herausragenden Leistungen im Blindsimultanspiel in Erinnerung geblieben. Bis zu 22 Blindpartien absolvierte er gleichzeitig und übertraf damit alle früheren Rekorde auf diesem Gebiet. Seine Höchstleistungen sollten für längere Zeit bestehen bleiben. Pillsburys gesundheitliche Probleme und sein früher Tod mit 33 Jahren wurden gelegentlich mit diesen kraftraubenden Spitzenleistungen in Verbindung gebracht. Die tatsächliche Todesursache war aber vermutlich Syphilis.
Der Schachhistoriker Ludwig Bachmann (1856-1937), ein Zeitgenosse Pillsburys, schildert in diesem Buch das Leben des Meisters und präsentiert zahlreiche Kostproben seines Schaffens.
Die hier vorliegende Neuausgabe basiert auf der 1930 erschienenen Originalausgabe, deren Text ungekürzt und unverändert - inklusive der traditionellen Zeichensetzung und Rechtschreibung - übernommen wurde. Lediglich offensichtliche Fehler (z.B. in den Partienotationen) wurden bereinigt. Im Buch wurde außerdem durchgängig eine vereinheitlichte figurine Notation verwendet (Hauptvarianten in Fettdruck und Langnotation bzw. Nebenvarianten in Kurznotation) und zahlreiche zusätzliche Schachdiagramme hinzugefügt, um die Lesbarkeit des Textes zu verbessern.