Am Pfingstdienstag 1862 brach der Bäckergeselle Ludwig Funder aus seiner Heimatstadt Graz auf zu seiner großen Gesellenwanderung. Sie führte ihn über Wien, München, Straßburg, Frankfurt am Main, Hamburg, Bremen, Münster, Amsterdam, Brüssel und Antwerpen nach London. Hier blieb er längere Zeit, erfuhr alle Höhen und Tiefen eines Handwerkerlebens, interessante Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, Krankheit und Elend. Anschaulich schildert er das großstädtische Treiben in der damals größten Stadt der Welt, Theater und Ausflüge in die Umgebung. Erst 1865 kehrte er wieder nach Graz zurück. Funders Gesellenreise war aber nicht nur die Wanderung eines lernbegierigen (Zucker-)Bäckers, sondern zugleich Bildungsreise. Gewissenhaft notierte er den Zustand des Theaters, die Zahl und den Inhalt der Museen, die er besichtigte. - Ludwig Funder, der Vater des bekannten katholischen Publizisten Dr. Friedrich Funder, schrieb seine Reiseerinnerungen für seine Braut (und spätere Frau) Julie, die er 1866 in Graz kennenlernte. Später zeichnete er für seine Kinder auch diese Brautzeit auf (Anhang: "Unseres Lebens Maienzeit").